Diskriminierung für Dummys

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Die Illustrierte Focus hat sich nun anscheinend bereiterklärt, all das, was die übrigen Medien an Ausländerhetze verweigern, mitzuübernehmen. Das ist sehr löblich, wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn den gleichen Plan hat die Junge Freiheit ja offenbar auch schon. Hier nur ein paar Sätze und Bilder aus der flüchtigen Durchsicht der Focus-Seite, um mal einen Eindruck zu vermitteln.

„Tappten die nordafrikanischen Banden in die Fußball-Falle?“

„Wie Köln hat auch Düsseldorf seit längerem ein Problem mit Straftätern aus dem nordafrikanischen Raum.“

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„Mit Unterstützung städtischer Ämter und der Bundespolizei wurden insgesamt 294 Personen überprüft – darunter eben auch viele Algerier.“

„Insbesondere Nordafrikaner werden auch für die massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen und Diebstähle in der Kölner Silvesternacht verantwortlich gemacht.“

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„Die Ermittler gehen davon aus, dass die meisten Täter nordafrikanischer Herkunft sind.“

Das alles geschieht natürlich unter dem Deckmantel des Idioten-Credos „Es muss doch mal einer aussprechen“ und der Überzeugung, dass hier nur aus falsch verstandener Gastfreundschaft darauf verzichtet wird, die Nationalität von Straftätern zu benennen. Allerdings wird man den Eindruck nicht los, dass sie für ihre Schwarz-Weiß-Bilder beim Focus nur noch die Farbe Schwarz verwenden, weil sie finden, dass Weiß auch woanders schon im Überfluss vorhanden ist.

Mit dem Pressekodex muss man den Focus-Leuten natürlich nicht kommen. Auf den berufen sie sich ja selbst, denn der erlaubt es sogar (Richtlinie 12.1) bei Straftaten die Nationalität zu nennen, „wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht“.

Sachlich mögen die einzelnen Sätze oben sogar stimmen, aber selbst wenn man der Überzeugung ist, dass man die Herkunft von Tätern auf keinen Fall verschweigen sollte, muss man einräumen, dass auch das Gesamtbild einen Eindruck verfestigt. Eine ganz interessante Leseerfahrung ist, auf der Focus-Seite die Adjektive „nordafrikanisch“ oder „ausländisch“ im Kopf mal durch das Wort „jüdisch“ zu ersetzen.

Es macht einen Unterschied, ob man eine Information erwähnt, um dem Leser das Verständnis zu erleichtern, oder ob man sie so penetrant an jeder sich bietenden Stelle wiederholt, dass der differenzierungfaule Leser unweigerlich den Eindruck bekommen muss, dass es neben Krebs, AIDS und Naturkatastrophen eigentlich kaum eine größere Bedrohung  für unsere Gesellschaft gibt als den Nordafrikaner.

In der Richtline 12.1 steht eben auch noch der Satz: „Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.“ Und das halten sie beim Focus offenbar für Gedöns, oder sie können sich unter „Vorurteilen gegen Minderheiten“ nicht viel vorstellen. Dabei ist es doch gar nicht so schwer.

Hier vielleicht noch mal der Versuch einer Erklärung: Der Focus beschäftigt einen ganzen Haufen Journalisten, die sicherlich hier und da mit ihren Recherchen auch mal richtig liegen. Mal angenommen, man ist nun einer von diesen Focus-Journalisten, die sich redlich um gut recherchierte Fakten bemühen, aber dann ruft man irgendwo an, meldet sich mit seinem Namen, hängt noch die Ergänzung „Redaktion Focus“ dran, und man merkt sofort: Die Leute halten einen für einen gewaltigen Trottel. Das ist natürlich eine schreiende Ungerechtigkeit. Aber ungefähr so funktioniert der Mechanismus.

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